ERFOLGREICHE REGENERATION UND BIODIVERSITÄTSFÖRDERUNG DURCH GEZIELTE PFLANZUNGEN
Die Komplexität der Natur
und ihre Regenerationsfähigkeit begeistern mich immer
wieder aufs Neue.
Standen wir an derselben Stelle
vor 2 Jahren noch auf einer verdichteten und feuchten Wiese, die für
nichts recht geeignet schien, offenbart sich jetzt eine blühende Vielfalt
rund um die Bäumchen, die hier zur
Sortenzüchtung angepflanzt wurden
und ihr erstes Jahr an ihrem endgültigen Standort absolviert haben. Dabei
brachte das Jahr eine Menge Herausforderungen:
Auf ein feuchtes Frühjahr, das
die Pflanzung verzögerte, folgte eine
lange Trockenperiode. Für die Bäumchen eine besondere Herausforderung,
so lange noch keine Pflanzengesellschaft etabliert ist. Das Angießen ist
da ein Muss zum Überleben, Wachstum findet kaum statt. Erst zum Ende
des Sommers bringen Niederschläge
Entspannung und helfen vor allem
einer sich immer mehr etablierenden
Pflanzenvielfalt.
Für die Aussaat hatten wir eine Mischung gewählt, die eine breite
Palette von einheimischen Wildblumen und Gräsern enthielt. Sie soll
dazu beitragen, die Biodiversität zu
fördern und Lebensräume für Insekten
und andere Tiere zu schaffen.
Zwischen den Pflanzreihen säten wir die „Veitshöchheimer Blühmischung“, da diese mehrjährig ist und
langanhaltend blüht. Zu den Hauptsaaten gehören Klatschmohn, Margerite, Korn-, Ringel- und Flockenblume.
Die Kräuter Wiesensalbei und Schafgarbe entfalten ihre heilende Wirkung
auch auf das Bodenmikrobiom. Rotklee und Luzerne sind bekannt für die
Förderung der Stickstofffixierung im
Boden.
Noch wichtiger erscheint uns
aber die Durchwurzelung des Bodens.
Vor der Pflanzung der Bäume und der
Ansaat der Blühmischung wurde mit
einem Untergrundlockerer der Boden
im Abstand von 70 cm angehoben
und gelockert, ohne dabei das Bodengefüge zu zerstören. Bei diesem Verfahren bleiben die Bodenschichten
dort wo sie hingehören und werden
nicht wie beim Pflügen vermischt
oder gewendet.
Durch den Schnitt mit dem Titanzinken gelangt Luft
in verdichtete Böden, Verdichtungshorizonte werden aufgebrochen und
die Lockerung bewirkt, dass winzige
Hohlräume entstehen. Bakterien und
Pilze, Bodengetier, allen voran Regenwürmer, und natürlich die Pflanzenwurzeln haben Raum zu wachsen und
sich zu bewegen. Wir denken dabei
nicht nur an die Obstbäumchen. Die
Lockerung in der Fläche ist nur dann
erfolgreich, wenn vielfältig stark und
tief wurzelnde Gräser schnell einen
Lebendverbau bewerkstelligen und so
das Gesamtgefüge stabilisieren.
Für den Randbereich der Pflanzung, der so gut wie nie befahren
werden muss, bietet sich ein Hochstaudensaum an, also eine Pflanzengemeinschaft, die aus mehrjährigen Pflanzen
besteht, darunter Stauden wie Storchschnabel, Rittersporn, Beinwell, Phlox
und Glockenblumen. Dazu Gräser und
Wildblumen wie Sonnenhut und Wilde
Malve. Selbst über den Winter bleiben
diese Pflanzen stehen und bieten einer
Vielfalt von Lebewesen Nahrung und
Überwinterungsmöglichkeiten.
Beim Gang durch diese blühende Vielfalt verschwänden die
Bäumchen fast zwischen den hohen
Gräsern und Stauden, wären da nicht
die Holzstäbe, die ein gerades Wachstum fördern. Daran angebracht sind
die Täfelchen mit QR-Codes, die uns
wissen lassen, um welche Kreuzung
es sich bei dem jeweiligen Bäumchen
handelt. Am Ende des Sommers sind
die Bäumchen Teil einer funktionierenden, vielfältigen Pflanzengesellschaft geworden.
DIE ANSAAT DER PFLANZEN VERBESSERT DIE BIOLOGISCHE VIELFALT; STÄRKT DAS BODENMIKROBIOM UND VERHILFT UNSEREN BÄUMEN ZU MEHR RESILIENZ